Übersicht: Anwendungen Optimierung

Allgemeines

Auf den fol­gen­den Unter­sei­ten fin­den Sie Infor­ma­tio­nen zu den Arten von Pro­ble­men, die sich mit Hil­fe der mathe­ma­ti­schen Opti­mie­rung lösen las­sen. Die dazu ver­wen­de­ten Metho­den und die grund­le­gen­de Theo­rie wer­den kurz umris­sen; Code­bei­spie­le detail­lie­ren prak­ti­sche Anwendungen.

Relevanz

Sobald es dar­um geht, zwi­schen meh­re­ren Optio­nen zu wäh­len, stellt sich natür­li­cher­wei­se die Fra­ge nach der bes­ten Opti­on — ein Opti­mie­rungs­pro­blem. Dabei mag die kon­kre­te Anwen­dung dar­in bestehen, Pro­dukt­pa­ra­me­ter zu wäh­len, Ablauf­plä­ne zu desi­gnen, Unbe­kann­te Grös­sen zu schät­zen oder Ent­schei­dun­gen in kom­ple­xen Sys­te­men zu tref­fen. Daher fin­det sich die Opti­mie­rung mitt­ler­wei­le über­all und wird ver­wen­det in Finanz­we­sen, Schätz­theo­rie, opti­ma­ler Steue­rung, Bele­gungs­pla­nung, indus­tri­el­lem Pro­dukt­de­sign, Mess­tech­nik, Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik und vie­lem mehr.

Die mathe­ma­ti­sche Opti­mie­rung beschäf­tigt sich mit der Mini­mie­rung oder Maxi­mie­rung einer Ziel­funk­ti­on \(f(x)\) unter Rand­be­din­gun­gen für die Varia­ble \(x\). Die for­mel­le Schreib­wei­se für die­se Auf­ga­be lautet
$$ \begin{align} \min_x ~~~&f(x) \\ \text{subject to} ~~~&x \in D \end{align}$$
Dies codiert die Anwei­sun­gen, dass ein \(x\) zu suchen sei, wel­ches den Funk­ti­ons­wert \(f(x)\) mini­miert (\(\min _x f(x)\)). Dabei darf \(x\) nur aus einer bestimm­ten Men­ge \(D\) gewählt wer­den (\(x\in D\)), wel­che die die Anfor­de­run­gen an die Opti­mie­rungs­va­ria­ble \(x\) formalisiert. 

Beispiele

Das oben for­mu­lier­te Pro­blem inklu­diert eine gros­se Men­ge pra­xis­re­le­van­ter Auf­ga­ben. Oft quan­ti­fi­ziert \(f(x)\) Kos­ten, Mate­ri­al­auf­wand, Zeit­dau­ern, Unsi­cher­hei­ten, Feh­ler­wahr­schein­lich­kei­ten oder sons­ti­ge nega­ti­ve Leis­tungs­mas­se, deren Ver­min­de­rung gewünscht ist.  Die (oft hoch­di­men­sio­na­le) Varia­ble \(x\) reprä­sen­tiert Ent­schei­dun­gen mit direk­ten Aus­wir­kun­gen auf die Leis­tungs­mas­se; etwa Inves­ti­ti­ons­ent­schie­dun­gen, Pro­duk­tei­gen­schaf­ten, Bele­gungs­plä­ne, Expe­ri­me­n­en­de­signs oder Sicher­heits­grenz­wer­te. Die­se unter­lie­gen nut­zer­de­fi­nier­ten For­de­run­gen, die z.B die Ein­hal­tung bestimm­ter Stan­dards for­ma­li­sie­ren. Die nach­fol­gen­de Abbil­dung illus­triert dies und die Tabel­le lis­tet bei­spiel­haf­te Interpretationen.

Bei­spie­le\(f(x)\)\(x_1,x_2, …\)\(D\)
Akti­en­port­fo­lio- Erwar­te­ter GewinnInves­ti­ti­on in Aktie 1, 2, …Kauf­be­schrän­kun­gen
Trag­werks­de­signMate­ri­al­ver­brauchLän­ge, Dicke StabwerkTrag­fä­hig­keits­nach­weis
Werk­statt­an­ord­nungPro­duk­ti­ons­dau­ernAnord­nung Pro­duk­ti­ons­mit­tel 1, 2, …Maschi­nen­nach­bar­schaf­ten
Phar­ma­zeu­ti­scher TestUnsi­cher­heit SignifikanzniveauTests vom Typ 1,2, …Abhän­gig­keit Testtypen
Trans­port­pla­nungZeit­ver­brauchAbfol­ge OrtsanfahrtenLade­ka­pa­zi­tät
Arbeits­zeit­pla­nungArbeits­be­las­tungAuf­ga­ben zu ZeitpunktenKei­ne Doppelbelegungen
Tabel­le mit Bei­spie­len für Anwen­dun­gen der mathe­ma­ti­sche Opti­mie­rung. Der Term \(f(x)\) ist die zu mini­mie­ren­de Ziel­funk­ti­on, \(x_1,x_2, …\) sind die Opti­mie­rungs­va­ria­blen, und \(D\) sind die Rand­be­din­gun­gen an eine Lösung.

Aufgabenfelder

Vie­le pra­xis­re­le­van­te Auf­ga­ben aus den Dis­zi­pli­nen Finanz­we­sen, Betriebs­wirt­schaft, Logis­tik, Phy­sik,  Inge­nieur­we­sen, Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on, Spiel­theo­rie, Daten­ana­ly­se, … kön­nen als Opti­mie­rungs­pro­blem \(\min _x f(x), x\in D\) for­mu­liert wer­den. Unab­hän­gig von der kon­kre­ten Anwen­dung iden­ti­fi­zie­ren wir drei Auf­ga­ben­klas­sen, in wel­che sich Auf­ga­ben aus den obi­gen Dis­zi­pli­nen ein­ord­nen lassen:

Optimales Design

Die Opti­mie­rungs­va­ria­blen \(x\) reprä­sen­tie­ren sta­ti­sche Design­pa­ra­me­ter eines Pro­duk­tes. Sie sind unter Berück­sich­ti­gung eines auf Vor­über­le­gun­gen basie­ren­den Model­les so zu wäh­len, dass das Pro­dukt ein bestimm­tes Leis­tungs­mass \(-f(x)\) maxi­miert und gewis­se Eigen­schaf­ten gewähr­leis­tet bleiben. 

In die­se Auf­ga­ben­klas­se fal­len zum Bei­spiel Expe­ri­ment­ende­sign, Port­fo­lio­op­ti­mie­rung, Trans­port- , Routing‑, und Logis­tik­pro­ble­me, die Opti­mie­rung Maschi­nen und Bau­wer­ken und deren Anordnung.

Optimale Schätzung

Die Opti­mie­rungs­va­ria­ble \(x\) sind Para­me­ter eines prä­dik­ti­ven Model­les \(g(x,z)\) mit unab­hän­gi­ger Varia­ble \(z\). Das Modell soll Aus­sa­gen tref­fen dar­über, wel­ches Resul­tat \(l\) ein­tritt in Abhän­gig­keit einer vor­her getä­tig­ten Beob­ach­tung \(z\).

Der Zusam­men­hang zwi­schen \(z\) und \(l\) ist nach­zu­bil­den, wobei Daten­sät­ze \(\{z_k,l_k\}_{k=1}^n\) beob­ach­tet wur­den und das Modell \(g(x,z)\) so anzu­pas­sen ist, dass es der Daten­grund­la­ge mög­lichst wenig wie­der­spricht. In die­se Auf­ga­ben­klas­se fal­len klas­si­che Regres­si­ons­pro­ble­me der Para­me­ter­schät­zung und des rever­se Engi­nee­rings aber auch räum­li­che Sta­tis­tik, Prä­dik­ti­on, das Ler­nen von Kor­re­la­ti­ons­struk­tu­ren, sta­tis­ti­sche Signal­tren­nung und Rekon­struk­ti­on. Die­se Auf­ga­ben tre­ten z.B. bei kom­pli­zier­ten mess­tech­ni­schen Pro­ble­men auf.

Optimales Control

Die Opti­mie­rungs­va­ria­ble \(x\) repä­sen­tiert eine Abfol­ge von Steue­rungs­in­puts in einem Sys­tem, wel­ches sich dyna­misch und womög­lich zufäl­lig ver­hält. Die­ser Input ist so zu wäh­len, dass die Dis­kre­panz \(f(x)\) zwi­schen der vom Sys­tem voll­zo­ge­nen Ent­wick­lung und einer prä­fe­rier­ten Ziel­ent­wick­lung mini­mal wird.

 Dabei dür­fen die Steue­rungs­grös­sen \(x\) auf einen bestimm­ten Bereich \(D\) beschränkt wer­den. Pro­ble­me die­ser Auf­ga­ben­klas­se sind unter ande­rem sequen­ti­el­le sta­tis­ti­sche Ent­schei­dungs­pro­ble­me wie Ver­kehrs­fluss­re­gu­lie­rungm Sup­p­ly chain manage­ment, Pre­si­fin­dung für Finanz­de­ri­va­te, adap­ti­ve medi­zi­ni­sche behand­lung sowie die Auf­ga­ben der klas­si­schen Regelungstechnik.

Aussicht

Auf­ga­ben aus sämt­li­chen obig genann­ten berei­chen sind bereits erfolg­reich als mathe­ma­ti­sches Opti­mie­rungs­pro­blem for­mu­liert und gelöst wor­den. Die nach­fol­gen­de Aus­wahl umfasst sim­pli­fi­zier­te Bei­spiel­pro­ble­me, die den­noch ohne das ent­spe­ch­en­de Instru­men­ta­ri­um nicht tri­vi­al zu lösen sind. Dabei illus­trie­ren Skiz­zen und klei­ne Beschrei­bun­gen das Pro­blem, und eine kom­men­tier­te For­mu­lie­rung als mathe­ma­ti­sches Opti­mie­rungs­pro­blem ver­deut­licht die Zusam­men­hän­ge zwi­schen Echt­welt­pro­ble­ma­tik und mathe­ma­ti­scher Model­lie­rungs­ebe­ne. Wir benut­zen dabei spe­zi­el­le for­mel­le Anord­nun­gen von Ziel­funk­tio­nen und Glei­chun­gen und Unglei­chun­gen, die sich durch linea­re Pro­gram­mie­rung, qua­dra­ti­sche Pro­gram­mie­rung, semi­de­fi­ni­te Pro­gram­mie­rung, und dyna­mi­sche Pro­gram­mie­rung zuver­läs­sig lösen lassen.