Mathematische Optimierung: Methoden

Numerik

Ist ein Opti­mie­rungs­pro­blem \( \min f(x), x \in D\) for­mu­liert, so muss es noch immer gelöst wer­den. Die genaue Funk­ti­ons­wei­se die­ses Lösungs­pro­zes­ses ist abhän­gig von der Struk­tur der Funk­ti­on \( f(x) \) und des Such­rau­mes \( D\). Sind bei­de nicht­li­ne­ar, so ist das Pro­blem unter Umstän­den nicht mit der­zei­ti­gen Metho­den lös­bar. In jedem Fall liegt die Lösung von Opti­mie­rungs­pro­ble­men in der Domä­ne der Nume­rik — der­je­ni­gen mathe­ma­ti­schen Dis­zi­plin, die sich mit der Kon­struk­ti­on von Algo­rith­men zur Lösung mathe­ma­ti­scher Pro­ble­me beschäftigt.

Die Ent­wick­lung nume­ri­scher Algo­rith­men ist eine schwie­ri­ge Ange­le­gen­heit, die Abwä­gun­gen erfor­dert bezüg­lich Run­dungs­feh­lern, Rechen­in­ten­si­tät, Spei­cher­platz­be­darf, Lauf­zei­ten, Kor­rekt­heit, und Zuver­läs­sig­keit des vom Algo­rith­mus aus­ge­ge­be­nen Lösungs­vor­schla­ges. Typi­scher­wei­se  ver­ar­bei­tet ein sol­cher Algo­rith­mus die Pro­blem­da­ten \(f\) und \(D\) nach einem nicht­li­nea­ren und ite­ra­ti­ven Sche­ma, bei des­sen Ent­wick­lung eini­ges an Poten­ti­al für Feh­ler besteht.

Klassen Optimierungsprobleme

Glück­li­cher­wei­se sind für bestimm­te arche­ty­pi­sche Klas­sen von Funk­tio­nen \(f\) und Such­räu­men \(D\) bereits zuver­läs­si­ge Lösungs­al­go­rith­men ent­wi­ckelt und als Com­pu­ter­pro­gramm imple­men­tiert wor­den. Kon­se­quen­ter­wei­se wird ein Opti­mie­rungs­pro­blem am kom­for­ta­b­les­ten gelöst, wenn es als Instanz einer Klas­se von Opti­mie­rungs­pro­ble­men gelöst wer­den kann, für die Lösungs­al­go­rith­men zur Ver­fü­gung ste­hen. Dazu gehö­ren die fol­gen­den Konfigurationen.

Abbil­dung: Über­sicht über eini­ge zuver­läs­sig lös­ba­re Pro­ble­me. LP= Line­ar pro­gramming, QP = Qua­dra­tic pro­gramming, QCQP = Qua­dra­ti­cal­ly cons­trai­ned qua­dra­tic pro­gramming, SOCP = second order cone pro­gramming, SDP = Semi­de­fi­ni­te programming

Zusammenhang Klassen

Ist dem­nach das Optimierungsproblem

$$ \begin{align} \min_x ~~~&f(x) \\ \text{s.t.} ~~~&x \in D \end{align}$$

for­mu­lier­bar als LP, QP, QCQP, SOCP, oder SDP und somit als Pro­blem invol­vie­ren­de bestimm­te Poly­no­me der Ord­nung 2, dann ist es zuver­läs­sig lös­bar mit beschränk­tem Rechen­auf­wand. Wei­te­re Pro­blem­klas­sen exis­tie­ren z.B. unter den Namen Geo­me­tric Pro­gramming [1, p. 160], log-log con­vex Pro­gramming [2] oder Max­det Pro­blem [3], doch die obi­gen Klas­sen decken bereits ein brei­tes Spek­trum ab.

Wei­ter­hin von Inter­es­se ist das soge­nann­te dyna­mic pro­gramming, das sich mit der Opti­mie­rung von Abfol­gen von Ent­schei­dun­gen beschäf­tigt eine gros­se prak­ti­sche Bedeu­tung in der Opti­mie­rung ope­ra­tio­nel­ler Abläu­fe besitzt. Für vie­le der obi­gen Klas­sen kann auch die wei­te­re Neben­be­din­gung \( x \in Z\) ein­ge­fügt wer­den, i.e. dass \(x\) ganz­zah­lig sein soll. Die Berück­sich­ti­gung sol­cher Bedin­gun­gen kann sinn­voll sein, wenn es sich bei \(x\) um dis­kre­te unteil­ba­re Ein­hei­ten wie z.B. logi­sche ja-nein Ent­schei­dun­gen han­delt. Die Lösungs­al­go­rith­men wer­den jedoch ungleich unzu­ver­läs­si­ger und es kön­nen kei­ne garan­tien mehr aus­ge­spro­chen wer­den. Das pro­blem ist nicht kon­vex und NP-schwer genau so wie die soge­nann­te black-box optimi­zation zur Opti­mie­rung von  Funk­tio­nen ohne bekann­te Struktur.

Ausblick

Auf den unter­ge­ord­ne­ten Sei­ten fin­den sich Infor­ma­tio­nen zu LP, QP, QCQP, SOCP, SDP sowie deren gemisch-ganz­zah­li­gen Vari­an­ten, zum dyna­mic pro­gramming und zur black-box optimization.

Quellen

[1] Boyd, S., & Van­den­berg­he, L. (2004). Con­vex Optimi­zation. Cam­bridge: Cam­bridge Uni­ver­si­ty Press.

[2] Agra­wal, A., Dia­mond, S., & Boyd, S. (2019). Disci­pli­ned geo­me­tric pro­gramming. Optimi­zation Let­ters, 13(5), 961–976.

[3] Van­den­berg­he, L., Boyd, S., & Wu, S. (1998). Deter­mi­nant Maxi­miza­ti­on with Line­ar Matrix Ine­qua­li­ty Cons­traints. SIAM Jour­nal on Matrix Ana­ly­sis and Appli­ca­ti­ons 1998 19:2, 499–533